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Mit Geburtstagsgeschenk Gutes tun: Bienenweiden-Patenschaft beim Bienenweiden e.V.

Interview
  • Erstellt: 14.08.2022 / 10:09 Uhr von aw
Seit sechs Jahren setzt sich Nils Lichtenberg (39) für Wildbienenweiden ein und fördert durch die Aufarbeitung ungenutzter Flächen den Erhalt der Insekten auf über 40.000qm² in halb Deutschland. Warum es überhaupt zur Gründung des Vereins kam und wie in Magdeburg alles anfing erzählt uns der Gründer im Interview:

Meetingpoint MD: Was macht der Bienenweide e.V. und wofür steht er ein?
Nils Lichtenberg: „Wir stehen für das was der Name schon sagt. Wir errichten Bienenweiden. Als wir angefangen haben, gab es die ganzen Domainnamen noch, vor uns gab es das also im Internet noch nie. Wir errichten bzw. wir arbeiten Ackerflächen zu Blühflächen auf. Darauf blühen dann 30-50 verschiedene Arten von Pflanzen. Dafür arbeiten wir den Boden auf, bringen Pflanzenmischungen aus und für mindestens 4 Jahre dient das Land dann als Bienenweide, das ist unsere Voraussetzung, wenn man uns Land zur Verfügung stellt. Aktuell haben wir ca. 40.000 qm², vor allem um Magdeburg, aber auch bei Aachen. In Genthin ist bspw. auch eine Fläche. Darüber hinaus bieten wir auch Veranstaltungen an, wie Filmabende mit Vorträgen über bspw. Das Insektensterben in Deutschland und auf der Wellt. Der Verein wurde vor mittlerweile 6 Jahren, 2016 gegründet. Damals waren wir in Magdeburg 7 Leute. Heute hat der Bienenweide e.V. 31 Mitglieder, wo von ca. 15-20% auch aktiv sind. Die Mitglieder teilen sich in 2 Freundeskreise auf, einer in Magdeburg und einer in Aachen.“

Meetingpoint MD: Wer bist du und wie kommst du zu dem Verein und wie viele aktive Mitglieder hat der Verein noch?
„Ich habe ihn gegründet. Die Idee kam über eine Geschenkidee für einen Freund von mir. Der Freund ist Hobbyimker und ich wollte ihm eine Blühfläche schenken. So etwas gab es im Internet aber noch nicht. Und ich dachte mir, wenn es das noch nicht gibt, dann mache ich es selber. Habe dann im Ort des Freundes beim Bürgermeister angerufen, ob es nicht im Dörfchen eine alte Weide gebe, die man ihm und den Bienen zur Verfügung stellen könnte. Letztlich konnte die Schwester des Freundes einen alten Acker frei machen und los ging das. In Magdeburg habe ich daraufhin in meinem Freundeskreis nachgefragt und dann hatten wir mit dem Verein eine eigene Rechtsform und ich habe noch ein paar Leute gefunden. Alles begann also mit der Fläche in Niederstetten in Baden-Württemberg.

Für diesen Freund war es eben wichtig, dass die Fläche für seine Bienen nicht zu weit weg war. Honigbienen fliegen zwar bspw. schon zwischen 1-2 km, gehen auch auf alle Blüten. Hummeln hingegen fliegen nur ca. 200m um ihr Nest herum und dann gibt es noch zahlreiche Insekten, die nur auf bestimmte Wildblüten gehen und darauf angepasst sind. Gibt es diese Wildblüten nicht mehr, gehen uns auch die Insektenarten verloren. In MD sind wir dann aktiv auf die Stadt zugegangen und fragten sie ob sie auch eine Freifläche hätten. Angefangen haben wir dann mit der Olvenstedter Röthe, etwas außerhalb. Die haben wir mit einem Landwirt aus der Region aufgearbeitet und unsere Saatgutmischung ausgebracht.“

Meetingpoint MD: Wieso gibt es euch in Magdeburg und Aachen?
„Ich bin gebürtiger Magdeburger, und jetzt bin ich der Liebe wegen seit 4 Jahren in Aachen und so entstanden die beiden Freundeskreise, den in MD, den wir aufgebaut haben und den in Aachen.“

Meetingpoint MD: Was ist unterscheidet euch von einem Imkerverein?
„Wir haben ganz klar unseren Fokus auf Wildbienen, nicht mehr auf den Honigbienen. Haben aber auch 2 Imker im Verein, die sich auch auf die Wildbienen konzentriert. Aber die Honigbiene selbst hat ihre eigene Lobby als Nutztier.“

Meetingpoint MD: Wie wird eine Weide zu einer speziellen Bienenweide?
„Die Acker dürfen nicht komplett voll mit Pestiziden sein. Zum Beispiel hatten wir einen wo früher Raps drauf war und da ist die Möglichkeit groß, das da viele Pestizide sind, die dafür da waren unser “Unkraut” zu vernichten. Für Landwirte sind unsere Blüher eben Unkraut. Wir brauchen eher ausgelaugte Böden, sogenannte Magerböden. Das Saatgut für Wildkräuter sollte eher auf nährstoffarmen Boden ausgetragen werden. Das und der freie Zeitraum von mindestens 4 Jahren sind unsere Mindestanforderungen. Oft kommen auch Flächen von älteren Leuten, die die Flächen rund um ihr Haus aufgekauft haben, aber nicht bewirtschaften können.“

Meetingpoint MD: Um welche besondere Saatgutmischung geht es da?
„Wir kaufen unsere hauptsächlich bei Rieger-Hofmann ein, dass ist meiner Einschätzung nach einer der größten Vertreiber von Wildsaatgutmischungen. Es gibt tatsächlich auch einige private Saatgutvermehrer. Ich kenne bspw. einen Mann, der im Sommer bunte Wildblumen sucht und sich die merkt, die er noch nicht kennt, dann im Herbst wiederkommt und Samen nimmt. Dann vermehrt er die Blumen in seinem Garten so lange, bis er die Samen an u.a. uns weitergeben kann. Das ist eine tolle Möglichkeit auch an regionale Wildblumen heranzukommen.“

Meetingpoint MD: Was hat es mit den Patenschaften auf sich?
„Leute, die keine Möglichkeit haben eine Blühfläche selbst zu bewirtschaften oder einfach den Platz nicht haben können uns unterstützen. Dafür einfach auf unsere Webseite gehen. Dort kann man auch schauen welche Fläche wir errichten haben oder erhalten, so dass eine extensive Wirtschaft stattfindet, dass die Fläche ein hohes Blühangebot hat und nicht nur vergrast. Zudem werden in Deutschland 52% der Flächen für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Etwa die Hälfte davon sind Getreide, die keinen Nektar haben und somit keine Insektenpopulationen aufbauen können. Selbst der schön gelbblühende Raps ist keine Hilfe, da er ja nur einmal im Jahr blüht. Das reicht nicht.

Die Patenschaften laufen ab einem Jahr an und besonders bei uns ist, dass man eine spezielle Quadratmeterzahl auswählen kann. Das ist besonders zu Geburtstagen beliebt. Dann gibt es 27qm² zum 27. Geburtstag geschenkt. Mit dem Betrag von 1€ pro qm² wird die Vereinsarbeit unterstützt und gewährleistet, dass die Flächen erhalten werden können. Wer eine Patenschaft selbst übernehmen oder verschenken möchte, kann das ganz einfach über unsere Webseite. Bezahlt kann u.a. mit PayPal und dann bekommt man direkt eine von uns ausgefüllte Urkunde er E-Mail und kann sie ausdrucken.“

Bilder

Foto: Bienenweide e.V.
Foto: Bienenweide e.V.
Foto: Bienenweide e.V.
Foto: Bienenweide e.V.
Foto: Bienenweide e.V.
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