Die Ausstellung „Haltepunkte“ schlägt mit ausgewählten Bildreihen einen großen Bogen durch das umfangreiche fotografische Werk von Ulrich Wüst. Arbeiten aus zehn Fotoserien, die zwischen 1984 und 2023 entstanden sind, werden gezeigt, so ein Museumssprecher. Darunter befindet sich auch die jüngste Bildserie zur Elbe im Magdeburger Stadtgebiet mit dem Titel „Stromauf/Stromab“.
Ulrich Wüst gelingt es, in seinen Fotografien das festzuhalten, was normalerweise vom Alltag übertönt wird. Sein Blick für das Detail und sein genaues Hinschauen machen ihn zu einem Beobachter seiner Zeit, dem die kleinen Skurrilitäten des Alltags nicht entgehen.
In der Fotografie findet Ulrich Wüst zu Konzentration und Ausdruck, um seine Beobachtungen in die sie auslösenden Gedanken und Emotionen zu binden. Oft wirken seine Bildmotive wie aus dem Lauf der Zeit gelöst, dazu bestimmt, als Fotografien zu überdauern. Dabei fällt die Stille auf, welche alle seine Motive umgibt, seien es die menschenleeren Straßen in Magdeburg oder Berlin, Erkundungen entlang der Elbe, Blicke in Schaufenster oder Fundstücke des Alltags wie Glasscheiben oder Geldscheine. In der Art ihrer Beschreibung äußert sich die besondere Sensibilität des Fotografen für zeitgeschichtliche Abläufe und die sie begleitenden Veränderungen.
Der gebürtige Magdeburger entwickelt früh einen völlig eigenständigen szenischen Blick. Zunächst auf persönliche Dokumentationen fokussiert, entstehen bald in großer Zahl seine typischen Schwarzweißaufnahmen von Straßen und Gebäuden im generalisierten Blick auf die Stadt, auf ihre Schönheit und Vergänglichkeit, auf ihre Deformationen und Zumutungen. Mit den Jahren wendet sich Ulrich Wüst auch dem Inventar zu, an dem Menschen hängen, bestehend aus Fundgegenständen oder Alltagsbildern, die ihm der Zufall zuspielt. Er ist daran interessiert, die enthaltenen Spuren und Zeichen der Vergangenheit aus heutiger Sicht auszudeuten.
Ulrich Wüst wurde 1949 in Magdeburg geboren. Von 1967 bis 1972 studierte er in Weimar an der Hochschule für Architektur und Bauwesen im Fach Stadtplanung. Bis 1977 arbeitete er als Stadtplaner, vor allem in Berlin, wo er seit 1972 lebt. Von 1979 bis 1983 war Ulrich Wüst als Bildredakteur und Fotograf tätig. Seit 1984 arbeitet er freiberuflich als Fotograf. 2021 erhielt er den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt.