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Aktionsplan des europäischen Festungsprojektes fertiggestellt

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 07.08.2022 / 14:35 Uhr von cl/pm
Die intensive Lernphase 1 des Interreg-Europe-Projektes „Recapture the Fortress Cities“ (Rückeroberung der Festungsstädte, kurz RFC) ist am 31. Juli zu Ende gegangen. Der durch das Projekt entstandene Aktionsplan für die Landeshauptstadt Magdeburg wurde durch Interreg Europe geprüft und genehmigt. Nach der Sommerpause geht der Aktionsplan in den Stadtrat. Das teilt die Stadtverwaltung mit.

Die Mitglieder der regionalen Akteurgruppe haben für die Vorhaben ihre Unterstützung zugesagt. Der vom Stadtrat im Januar 2022 beschlossene Antrag zur Beschilderung des Festungsradweges hat das Interesse an einer Nutzung der Festungsanlagen für Tourismus und klimafreundliche Mobilität gezeigt. Mit dem Aktionsplan des RFC-Projektes sollen diese Schritte nun weitergedacht werden und in einem Gesamtkonzept münden.

Das Magdeburger Festungserbe
Das Stadtbild der heutigen Landeshauptstadt Magdeburg wurde über die Jahrhunderte maßgeblich durch Festungsanlagen geprägt. Bereits in den 1860er Jahren wurde die Stadt mit einem Gürtel aus einzelnen Forts versehen, die der Stadt vorgelagert wurden. Damit war Magdeburg eine der ersten Fortgürtelstädte Preußens. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Gürtel um weitere Zwischenwerke verstärkt und zählte bis zu 19 Forts.

Was soll uns das heute angehen? Die Festungsanlagen stellen ein touristisches, klimarelevantes, soziales, kulturelles und wirtschaftliches Potential für die Landeshauptstadt dar. Es geht darum, Brücken von der Vergangenheit in die Zukunft zu bauen und sinnvolle Nutzungen für dieses besondere kulturelle Erbe zu finden.

Neben einigen positiven und impulsgebenden Nutzungsbeispielen wie der Festung Mark, dem „Ravelin 2“, dem Ökozentrum oder einigen Parkanlagen liegen heute noch immer viele Reste und Flächen der ehemaligen Festung aus verschiedenen Zeiten in der Stadt brach. Meist stellen sie eher schwierige oder sperrige Denkmale dar, deren Nutzungsmöglichkeiten auf den ersten Blick beschränkt scheinen. Es erfordert viel Engagement, Durchhaltevermögen und Kreativität auf verschiedenen Ebenen, um befestigte Kulturdenkmale einer nachhaltigen und sinnvollen Nutzung zuzuführen, die das Denkmal mitdenkt.

Mit dieser Herausforderung ist die Landeshauptstadt Magdeburg glücklicherweise nicht alleine. In ganz Europa befinden sich aufgrund der konfliktreichen Vergangenheit Reste von Festungsanlagen verschiedener Epochen und viele beeindruckende Beispiele erfolgreicher Nutzungen. Das bedeutet, es besteht großes Potential für die einzelnen Regionen, sich auszutauschen, über verschiedene Nutzungsmöglichkeiten und politische Strategien, um so dieses spezielle Kulturerbe für die Städte und Regionen produktiv einzusetzen.

Wie weiter nach der 1. Projektphase?
Der intensive Erfahrungsaustausch des europäischen RFC-Projektes zu guten Beispielen – mit internationalen thematischen Workshops und Studienbesuchen in der Projektphase 1 bis Ende Juli 2022 – sollte der Entwicklung eines Aktionsplans dienen, der in der Projektphase 2 bis Juli 2023 umgesetzt werden muss. Eine regionale Akteurgruppe war in die Entwicklung des Aktionsplans und den Lernprozess eingebunden. Mitglieder dieser Gruppe waren u.a. Vertreter der Staatskanzlei/ Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, des Dezernates für Umwelt und Stadtentwicklung, des Dezernates für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit, der Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH, des Sanierungsvereins „Ravelin 2“ e. V., der FestungMark Betriebsgesellschaft mbH, des Ökozentrums Magdeburg e.V., des ehemaligen Festungsbeirates, der Agentur Cultcontext, des Architekturbüros Kossel und Partner sowie der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH.

Der Magdeburger Aktionsplan soll nun die Entwicklung einer Gesamtvision initiieren. Ein Masterplan Festungsanlagen soll dabei entstehen, der eine regionale Expertengruppe, das „Forum Zukunft Festung“ einbezieht, sowie weitere themenrelevante Experten, interessierte Bürger und ein europäisches Wissensnetzwerk. Neben der Nutzungsfindung brachliegender Festungsteile ist auch ein „Festungsgrünzug“ Teil des Projektes, der für grüne Verbindungen zwischen den einzelnen Festungsorten sorgen soll und so einen Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität und Verbundenheit der Stadtteile leistet. Der Prozess des Masterplans animiert die Beteiligten, miteinander in Dialog zu treten und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und gegebenenfalls Kompromisse zu finden. Das ehemalige Festungssystem soll auf diese Weise eine neue Funktion erhalten, die den heutigen Erfordernissen entspricht und in die Zukunft schaut, ohne dabei zu vergessen, der Vergangenheit zu gedenken.

Parallelen zu Antwerpen
Die Aktionspläne wurden Anfang Juni nach Prüfung durch Interreg Europe zur Umsetzung freigegeben. Das Programm sieht vor, dass die gewählten Aktionen direkt aus der Lernerfahrung des RFC-Projektes abzuleiten sind und anschließend das gewählte politische Instrument verbessern müssen. Die Inspiration für ihre Vorhaben hat die Landeshauptstadt dabei insbesondere im „Fortengordels“-Projekt der Region Voorkempen/ Antwerpen in Belgien gefunden. Für diese Festungsgürtelstadt (2 Fortgürtel) wurde eine Kooperation der einzelnen Festungsorte und Akteur*innen geschaffen, die auf eine Gesamtvision aufbaute. Wegen des großen Lernpotentials zwischen den Festungsstädten Antwerpen und Magdeburg war die Magdeburger Projektkoordinatorin Josephine Kroneberg Ende Juni nach Antwerpen zum regionalen Abschlusstreffen der dortigen Projektbeteiligten eingeladen. Unter dem Motto „Brücken bauen“ wurden die Projektergebnisse präsentiert, Netzwerke gebildet und Themenschnittmengen identifiziert, die bei der jeweiligen Projektentwicklung hilfreich sind. Masterpläne für Festungsanlagen werden u.a. auch in der Stadt Dendermonde, im Fort van Lier und für das Fort Lillo angefertigt.

Das Netzwerk europäischer Festungsstädte
Seit August 2019 partizipiert die Landeshauptstadt Magdeburg gemeinsam mit der belgischen Regionallandschaft Voorkempen, der spanischen Provinz Teruel, der Nord-West-Region Rumäniens, der slowakischen Selbstverwaltungsregion Presov sowie der griechischen Stadt Komotini im RFC-Projekt. Die Partnerschaft wird angeführt von der Region Usti in Tschechien, dem sogenannten Leadpartner. Das Projekt zielt auf eine nachhaltige Revitalisierung von befestigtem Kulturerbe ab, indem die Koexistenz der Städte und ihrer Festungsanlagen verbessert werden soll.

In Zusammenarbeit mit weiteren interessierten europäischen Partnern und den Netzwerken EFFORTS (European Federation of Fortified Sites) und FORTE CULTURA (Kulturroute und Netzwerk Festungsmonumente) ist die Landeshauptstadt Magdeburg dabei, ein Folgeprojekt für den nächsten Call des Interreg-Europe-Programms 2021-2027 zu entwickeln.

Die Aktionspläne aller Projektpartner wurden in einem kurzen Film zusammengefasst, abrufbar unter: [KLICK]. Weitere Informationen zum Projekt gibt es zudem auf [KLICK].

Bilder

Akteurngruppe: Aktionsplan des europäischen Festungsprojektes, Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg/ Ralf Deroo
Wenn aus Mauern Brücken werden - Interreg-Europe-Projekte, Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg/ Joyce-Van-Kerckhove
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